1985 kam mir ein höchst ungewöhnlicher Gedanke. Bei all der Zeit und Energie, die Seine Kinder für die Arbeit im Königreich verwandten, fühlte sich der Vater vernachlässigt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Er wollte, dass wir aufhören zu arbeiten und dass die Arbeit nicht wichtig für Ihn ist. Aber es fehlte etwas. Es ging um Gottes Gefühle. Fast fünf Jahre blieb das, was ich diesem Moment gesehen hatte, in meinem Inneren verborgen. Dann begegnete ich auf einem regionalen Treffen drei Brüdern, die dieselbe Offenbarung hatten. Wir alle hatten einfach den Wunsch, den Herrn zu segnen. Wir wollten Ihm nicht nur unsere Liebe, Wertschätzung und Dankbarkeit ausdrücken, sondern Sein Herz berühren. Und so begannen wir, indem wir Ihn fragten, wie wir einen Raum vorbereiten könnten, in dem Er sich wohl fühlt. Wir dachten darüber nach, was dieser Zeit Ewigkeitswert geben würde. Der Geist zeigte uns Dinge, die wir taten, die Seinen Wegen und Seiner Natur widerstrebten und derer wir uns überhaupt nicht bewusst waren. Es kamen uns dann einige Einsichten und Offenbarungen, die wir als Richtschnur für unsere Treffen nahmen. Sechs Monate lang trafen wir vier uns einmal pro Woche für fünf Stunden, um gemeinsam alleine mit Gott zu sein. Was geschah, war wirklich ganz außergewöhnlich. Im Nachhinein kann man schwer glauben, dass der Heilige Geist uns jedes Mal, sechsundzwanzig Wochen hintereinander, in solch spürbarer Weise heimsuchte, dass wir uns kaum bewegen oder sprechen konnten. Das mag ein bisschen merkwürdig klingen, aber wir fanden heraus, dass die Art und Weise, wie Gott uns begegnete, mehr damit zu tun hatte, was wir nicht taten, als mit dem, was wir taten. Was nun für euch als Anregung folgt, sind die Gedanken und Perspektiven, die uns in jenen Tagen leiteten.
Wenn Gott im Raum sichtbar wäre –
- wäre alle Aufmerksamkeit auf Ihn gerichtet;
- gäbe es eigentlich keinerlei horizontale Kommunikation;
- würden wir uns nicht miteinander unterhalten;
- würde niemand dem anderen sagen, was er tun soll;
- würden wir nicht füreinander beten;
- würde niemand aufstehen und „Gott dafür danken,“ dass Er unter uns ist;
- würde niemand aufstehen und sagen: „Ist der Herr nicht wunderbar?“
- würde niemand über Gott singen.
Wenn wir mit Gott alleine sind –
- zitieren wir nicht Kapitel und Vers, wenn wir eine Schriftstelle lesen möchten
- singen wir einfach, wenn wir singen möchten;
- haben wir die Freiheit, all das zu tun, wonach uns gerade ist;
- ist es keine „stille“ Zeit … aber Stille ist auch gut;
- sprechen wir nicht über Gott … sondern nur zu Ihm.
In der Ewigkeit –
- gibt es keine Gebetsnöte mehr … alles ist vollbracht;
- müssen wir um nichts mehr bitten;
- ist die Atmosphäre so wie das gläserne Meer vor dem Thron;
- gibt es kein Gefühl von Trennung zwischen Gott und uns.
Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten –
- Anbetung ist die Erwiderung darauf, Wer Er ist und was Er schon getan hat.
- Es ist nicht etwas, das wir tun, um etwas zu bekommen.
- Wir erwarten nichts von Gott.
- Wir akzeptieren, dass Er schon alles gegeben hat.
- Wir haben mit Ihm eine Beziehung aus einem Ort der Fülle heraus.
- Wir geben uns selbst … nicht eine Gabe … kein Gebet oder eine Sache.
- Wir sind zu allem bereit, was immer Er möchte – dass Er uns gebraucht, berührt, zu uns spricht … oder auch nicht.
- Wir sind wie lebendige Opfer (Röm. 12:1-2).
- Wir werden ausgegossen … sogar verschwendet (Mt. 26:6-13).
- Die Zeit ist sinnvoll – sogar umso mehr – wenn nichts geschieht.
Wir kommen vor den Herrn
ohne Nöte … ohne vorgefasste Pläne … ohne Gebetsanliegen … ohne Fragen… ohne Erwartungen… ohne menschliche Leitung …als Kinder in Gemeinschaft mit dem Vater.
Diese „Daseinsform“ wird…
- Gott eine „Landebahn“ bereiten.
- unsere Intimität mit Gott und untereinander vergrößern.
- die geistliche Atmosphäre verändern.
- Transparenz und emotionale Integrität im Leib aufrichten.
- uns trainieren, auf den Herrn zu horchen und von Ihm zu hören.
Ein Höhepunkt im Leben von König David war es, als er die Bundeslade zurück nach Jerusalem brachte. Sein Ausdruck der Anbetung in jener Zeit, besonders sein Tanzen, ist ein Beispiel von wahrer Anbetung für uns. In diesem Augenblick, inmitten der gesamten Nation, war er mit Gott alleine. In der Gegenwart anderer alleine mit Gott zu sein, das stärkt und bewährt uns auf eine besondere Weise.
Als der Heilige Geist an Shawuot ausgegossen wurde, waren zwei Bedingungen und Dynamiken gegeben. Sie hatten ohne Plan und Programm gewartet und sie kamen an den Punkt, wo sie einmütig waren. Ich glaube, wir können sagen, dass diese Elemente das Umfeld definieren, das notwendig ist, damit Gott in unserer Mitte völlig freigesetzt werden kann. Die Jünger wurden angewiesen zu warten, bis etwas geschah, das sie als das erkennen würden, worauf sie warteten. Wenn man sich selbst hingibt, um zu warten, ohne Plan und Programm, ohne einen bestimmten Leiter und ohne zu wissen, wie lange, dann war und ist das Teil der Vorbereitung des Weges für den Herrn. Für die meisten von uns ist es praktisch unmöglich – so wie die Lebensumstände sind – solange zu warten „bis…“ Aber etwas vom Wesen dieses Prinzips können wir umsetzen. Sie hatten zehn Tage damit verbracht, an den Punkt zu kommen, wo jeder mit jedem anderen im Reinen war und das auch jeder wusste. Niemand hatte etwas Verborgenes im Herzen in Bezug auf einen der anderen. Wie sensibel der Vater darauf reagiert, dass Seine Kinder sich gegenseitig ehren! Gottes Gegenwart kann dort nicht bleiben, wo Seine Kinder sich nicht lieben, ehren und einander von ganzem Herzen annehmen. Vielleicht können wir, wenn wir es lernen, unser Herz für wenige Leute zu öffnen, unser Herz auch für viele öffnen.
Wir brauchen eigentlich kein besonderes Zeichen, um zu wissen, dass der Welt eine dramatische Veränderung bevorsteht … sicherlich eher früher als später. Das Kommende wird sich ganz stark von dem unterscheiden, was wir bereits kennen. Erscheint es dann logisch oder wahrscheinlich, dass wir vorbereitet sein werden, wenn wir so weitermachen wie bisher? Der Prophet Daniel weist auf die Schwierigkeiten und Trübsale der Zeit hin, der wir uns nähern, und sagt: „Die vom Volk, die ihren Gott kennen, werden sich ermannen und danach handeln.“ (11:32)